Um die vorletzte Jahrhundertwende war Kellnerin einer der härtesten Berufe, die Frauen ausübten. Für die ungelernten Arbeitskräfte war vor allem die Aussicht auf ein großzügiges Trinkgeld verlockend. Die Realität sah aber meist anders aus: Die Bedienungen kämpften mit langen Schichten, niedrigem Lohn, sexuellen Übergriffen, beengten Unterkünften und einem unsicheren Arbeitsverhältnis.
Die von Luise Kinseher in ihrer Rolle als Kellnerin erzählten Beispiele sind in bayerischen Archiven überliefert. Die Aufnahmen entstanden im Rahmen der Bayerischen Landesausstellung 2016 „Bier in Bayern“.
© Luise Kinseher; Idee und Konzept: Haus der Bayerischen Geschichte; Regie, Produktion und Schnitt: P.medien, München
Von in der Früh um sieben bis in der Nacht um eins–Kellnerinnen hatten sehr lange Arbeitstage! Eine Umfrage von 1906 bestätigt das: Über die Hälfte der Befragten gab an, ihre tägliche Arbeitszeit betrage zwischen 14 und 16 Stunden. Ein weiteres Drittel arbeitete sogar 16 bis 18 Stunden. Nach 1900 wurden gesetzliche Ruhetage eingeführt: Je nach Größe der Gemeinde wurde den Bedienungen dann alle 14 beziehungsweise 21 Tage ein freier Tag gewährt. Zum Vergleich: Viele damalige Fabrikbeschäftigte arbeiteten auch 14 Stunden täglich, hatten aber die Sonntage frei.
Neben dem Servieren und Kassieren hatten die Kellnerinnen noch viele andere Aufgaben: Sie reinigten die Bierkrüge, Tische und die Stube, besorgten neue Bierfilzl und Notizblöcke für ihre Arbeit oder Tageszeitungen und Zündhölzer für die Gäste.
Lebenswelt einer Kellnerin um 1900
Gespielt von Luise Kinseher
Aufgenommen am 23.07.2015 in München
Texte: Dr. Cindy Drexl in Zusammenarbeit mit Dr. Rainhard Riepertinger und Michael Grünwald M.A.
Regie, Produktion und Schnitt: P.medien, München
Kamera: Matthias Schwinn
Kostüm: Renate Stoiber, München
Maskenbild: Johanna Roth, München
Hintergrund: Papiertheaterbühne mit der Dekoration einer Wirtsstube, um 1900 (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg | Foto: Georg Janßen)
Das Drehbuch basiert auf Archivunterlagen aus:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Staatsarchiv Landshut, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Stadtarchiv München, Stadtarchiv Passau, Stadtarchiv Straubing
Dank geht an: Dr. Dorit-Maria Krenn, Straubing; Dr. Mario Tamme, Landshut
Gefördert von: Freundeskreis Haus der Bayerischen Geschichte e.V.
Weitere interessante Einblicke, Filme und Impressionen bieten wir auf unserem Instagram-Kanal @hausderbayerischengeschichte