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Ein neues Objekt in der Dauerausstellung: Die Kopfgeld-Lederhose der Journalisten-Ikone Karl Stankiewitz

Regensburg, 27.10.2022. Die unmittelbare Nachkriegszeit in Bayern war von großer Not und Sorge, aber auch von Hoffnung auf die Zukunft geprägt. Davon zeugt ein ganz besonderes Objekt des Journalisten, Autors und Zeitzeugen Karl Stankiewitz. Anlässlich seines 94. Geburtstags und in Anwesenheit des Jubilars selbst präsentiert das Haus der Bayerischen Geschichte seit heute seine „Kopfgeld-Lederhose“ in der Dauerausstellung des Museums in Regensburg.

In den Trümmern der Nachkriegszeit war Geld wertlos. Die Not machte die Menschen erfinderisch und Tauschgeschäfte blühten. Schokolade, Eier und vor allem Zigaretten wurden zu neuen Zahlungsmitteln. Um die Wirtschaft anzukurbeln, entschieden sich die westlichen Besatzungs-mächte zu einer Währungsreform. Am 20. Juni 1948 wurden alle Guthaben im Wert von 10:1 umgestellt. Zusätzlich erhielt jeder ein erstes Barguthaben, das so genannte „Kopfgeld“ von 40 D-Mark.

Karl Stankiewitz war damals 20 Jahre alt und hatte genaue Vorstellungen, was er sich vom neuen Geld kaufen wollte: „Ich hatte so in Erinnerung die Erzählungen meiner Eltern von der Inflation 1923, dass da alles Geld weg war und nur diejenigen, die Häuser hatten oder sonst etwas von Dauer, Wertgegenstände, dass die einigermaßen davongekommen sind“. Also kaufte er sich keine Süßigkeiten oder sonstige Lebensmittel, sondern eine Lederhose. „Ich dachte mir, das ist vielleicht auch ein Wertgegenstand und ein nützlicher noch dazu.“ Den Laden an der Münchner Heilig-Geist-Kirche gibt es auch heute noch und Stankiewitz schwärmt von der hervorragenden Qualität: „ein wunderbares, ungarisches Leder“ sei da verarbeitet worden.

Karl Stankiewitz, geboren 1928 in Halle an der Saale, lebt seit seiner Kindheit und Jugend in München. Unvorstellbare 75 Jahre lang war er hier als Journalist tätig, zunächst als Volontär bei der Süddeutschen Zeitung und dann als Redakteur bei der Abendzeitung und als Reisejournalist; später schrieb er unter anderem für Spiegel und Stern. Weit über 10.000 Artikel – Berichte, Reportagen, Kommentare, Interviews, Porträts, Serien – hat er verfasst. Bis vor Kurzem war Stankiewitz auch als Autor tätig. Aus seiner Feder stammen nicht weniger als 38 Bücher, überwiegend zur Geschichte, Kultur und Politik in München und Bayern; ein weiterer Themenschwerpunkt ist dem alpinen Raum gewidmet.

Im Jahr 2014 hat er dem Haus der Bayerischen Geschichte in einem Zeitzeugeninterview von seinen Erlebnissen berichtet. Sie finden das Interview in unserem Zeitzeugenportal