Schonung der Ressourcen: Das Museum optimiert seit Inbetriebnahme den Umgang mit Energie. Nicht zuletzt wegen der Energiekrise in Europa passt die Steuerung der Gebäudeleittechnik die Klimaparameter täglich an Nutzung und Wetterprognosen an. Ein wichtiger Meilenstein wurde am 13. Juni 2024 erreicht: Das Museum ist als Passivhaus zertifiziert. Und das mit einem Superlativ: Das Haus der Bayerischen Geschichte gilt mit 7.700 qm als das flächenmäßig größte Passivhaus-Museum weltweit (vgl. Datenbank des Passivhaus Instituts ID 6341).
Beim Passivhausbau legen Bauphysiker die Materialzusammensetzungen der Bauteile fest. Die Auswahl für unser Museum orientierte sich an den zu erwartenden Besucherzahlen. Ohne die damit erzielte dichte Gebäudehülle wäre die Zertifizierung für einen Sonderbau mit über 7.000 qm Nutzfläche undenkbar gewesen.
Generell darf ein Gebäude sich als Passivhaus bezeichnen, wenn seine jährliche Heiz-/Wärmebilanz die 15 kWh pro Quadratmeter nicht übersteigt. Mittels dieser Vorgabe können bis zu 80% des regulären Energieverbrauchs eingespart werden.
Das Museum der Bayerischen Geschichte erfüllt dieses Kriterium. Die dichte Gebäudehülle (Luftwechselrate kleiner als 0,28) reduzierte den Einbau von technischen Anlagen. In Kombination mit einer effizienten Betriebsführung konnte der berechnete Minimalverbrauch sogar jährlich verbessert werden.
Die Passivhaus-Zertifizierung basiert auf Berechnungen mit dem tatsächlichen Verbrauch an Wärme, Kälte und Strom. Die Ergebnisse prüfte sowohl das Energie- und Umweltzentrum Allgäu, als auch abschließend das Passivhaus Institut, ein unabhängiges Forschungsinstitut aus Darmstadt.
Hier geht es zur Pressemeldung des HdBG und hier zur Meldung des Passivhaus-Instituts.
Unabhängig von den Berechnungen der beteiligten Zertifizierungsstellen evaluiert der Museumsbetrieb seine Einsparergebnisse selbst. Die Auswertung des Energieverbrauchs seit Juni 2019 ergab, dass der Betrieb der raumlufttechnischen Anlagen in den Ausstellungsräumen zusammen mit dem der Gastronomie den meisten Strom benötigt. Im Ergebnis sind Medientechnik oder auch die Heizleistung als zusätzliches Einsparpotential zu vernachlässigen.
Demnach liegt der Fokus innerhalb der Betriebsführung weiter auf der Optimierung der Klimatechnik. Dies basiert nicht zuletzt auf beachtlichen Energieeinsparungen durch den sog. Schutzbetrieb. D.h. sobald sich unser Ausstellungsklima im SOLL befindet, schalten sich die Anlagen ab. Die damit eingesparten 65.000 kWh entsprechen bei 0,243 ct/kWh* einem Betrag von monatlich 15.795 €.
*durchschnittl. Strompreis von 06-08/2022
Die Heizleistung unserer Betriebsgebäude ist deshalb zu vernachlässigen, weil die Stadt Regensburg noch während der Bauphase im Jahr 2018 eine eigens für unser Haus konzipierte Energiezentrale in Betrieb nahm. Deren Wärmepumpen stellen die im Regensburger Abwasser enthaltene Wärme zum Wärmen bzw. Kühlen unserer Gebäude (Museum, Bavariathek und Museumsdepot) bereit.
Die Klimatechnik im Museum wandelt wiederum die abrufbare Wärme in geheizte, gekühlte oder befeuchtete Luft um und versorgt über unabhängig gesteuerte Lüftungsanlagen nicht nur die Ausstellungsräume nach museal vorgegebenen Klimakorridoren, sondern auch sämtliche andere Nutzungsbereiche.
Insgesamt gibt es acht raumlufttechnische (RLT) Anlagen, deren Steuerung sich alleine durch die Art der Nutzung unterscheiden. Störfaktoren gilt es entgegenzuwirken. So beeinflussen unter anderem Auf- und Abbau von Ausstellungen, Gruppenführungen, Veranstaltungen, Workshops, der Betrieb in unserem Wirtshaus, aber auch die vorgeschriebenen Arbeitsstättenrichtlinien das Raumklima im Museum. Unwägbarkeiten, auf die unsere Technik reagieren muss. Individuell abgestimmte Steuerungsabläufe sowie deren Kontrolle 24 Stunden an sieben Tagen der Woche sind das Erfolgsrezept für dauerhafte Energieeinsparerfolge.
Während die Neubauten (Museum und Bavariathek) auf eine hocheffiziente Gebäudehülle setzten, basierte die Sanierung unseres Museumsdepots auf den Erhalt historischer Bestandswände. Die robuste Bauweise hält bis heute ein konstantes Raumklima, was der schadensfreien Lagerung der Sammlung entgegenkommt.
Für den Betrieb der Lüftungsanlage gelten die klimatischen Bedingungen wie in unseren Ausstellungsräumen. Auf Grundlage bauphysikalischer Gutachten konnte komplett auf Kühlung und Befeuchtung verzichtet werden. In Depoträumen, in denen keine Arbeitsstättenrichtlinien greifen, wird der untere Grenzwert der Temperatur auf 15°C herabgesetzt.
Nachhaltigkeit ist am Museum des Hauses der Bayerischen Geschichte mess- und dadurch nachweisbar. Ein Museum, das seine Raumlufttechnik trotz Besucherverkehr weniger als umgerechnet acht Monate im Jahr einschaltet, kann in Sachen Klimaneutralität auch langfristig international mithalten. Trotzdem stecken wir uns in Regensburg neue Ziele: Denn obwohl die Technikzentralen größtenteils mit Ökostrom aus Wasserkraft laufen, möchte das Museum seinen eigenen Strom produzieren. Die dauerhafte Selbstversorgung der drei Museumsgebäude mit regenerativer Energie wird demnach der nächste Meilenstein auf dem Weg zum „Grünen Museum“.