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Kabinettausstellung „Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg“

Ein fränkischer Kamelreiter in „Deutsch-Südwestafrika“: Kolonialzeit im Haus der Bayerischen Geschichte

Mit der Präsentation des einmaligen Nachlasses eines fränkischen Kamelreiters widmet sich das Haus der Bayerischen Geschichte in der Kabinettausstellung „Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg“ einem in der bayerischen Landesgeschichte bislang wenig diskutierten Thema. Sie ist von 22. März 2024 bis 02. Februar 2025 in der Dauerausstellung zu sehen.

Ein Franke in Afrika
Aus Abenteuerlust bewirbt sich der aus Hohenfeld bei Kitzingen stammende Leonhard Köberlein 1904 für den Einsatz in der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ (heute Namibia). Der gelernte Fassbinder wird als Kamelreiter in die kaiserliche „Schutztruppe“ berufen. Die Dromedare der Kompanie importiert der Hamburger Unternehmer Carl Hagenbeck, bekannt als Zoodirektor und für seine Völkerschauen, vom Roten Meer nach Westafrika. Fast lädt diese skurrile Konstellation zum Schmunzeln ein, wäre da nicht die weitere deutsche Kolonialgeschichte, an der auch Bayern seinen Anteil hat.

Verfolgung der Herero und Nama
Die einheimischen Volksgruppen der Herero und Nama beginnen sich gegen die Fremdherrschaft und Ausbeutung zu wehren. Nach Zusatzausbildung mit Pferd und Gewehr Modell 98 wirkt Leonhard Köberlein an der Niederschlagung ihres Widerstands mit. Auf Befehl des Generalleutnants von Trotha werden die Herero und Nama verfolgt, erschossen und von Wasserstellen abgeriegelt. Viele kommen ums Leben. Genaue Opferzahlen fehlen bis heute. Überlebende werden in „Konzentrationslager“ gesperrt. Die brutalen Einsätze der kaiserlichen „Schutztruppe“ erkennt die Bundesregierung 2021 politisch als Völkermord an.

Ende der Kolonialzeit und Rückkehr nach Franken
Die deutsche Kolonialzeit endet im Ersten Weltkrieg. Leonhard Köberlein überlebt den Sieg der Südafrikanischen Union 1915 und kommt in britische Kriegsgefangenschaft. 1919 kehrt er nach Bayern zurück. Mit im Gepäck hat er seine eigene Sammlung von in Spiritus eingelegten Schlangen, Skorpionen und Insekten aus „Deutsch-Südwestafrika“. Noch im selben Jahr heiratet er in Würzburg seine Frau Johanna. Dabei trägt er die feldgraue Heimatuniform der „Schutztruppe“, der er bis zu seinem Tod 1971 in Veteranenverbänden eng verbunden bleibt.

Film „Bayern und des Kaisers Kolonie Deutsch-Südwestafrika“
Objekte aus dem Nachlass Leonhard Köberleins sind ab 22. März 2024 in der Kabinettausstellung „Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg“ zu sehen.
Der Film zur Ausstellung spürt der deutschen Kolonialgeschichte am Beispiel „Deutsch-Südwestafrikas“ aus bayerischer Perspektive nach und ist während der Laufzeit in der Ausstellung zu sehen. Er erzählt die Geschichte des Kamelreiters Köberlein, von der Gier nach Rohstoffen und von dem unter Beteiligung bayerischer Soldaten blutig niedergeschlagenen Widerstand der Herero und Nama.

Mehr Infos unter www.hdbg.de/weltenbrand