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Manfred Müller & Mongia Souiadi

Religionsübertritt im Zeichen der Liebe ─ Wie der bayerische Polizist Manfred Müller zum Muslim wurde

Es war Liebe auf den ersten Blick, als Manfred Müller 1971 die junge Frau in einer Münchner Gastwirtschaft zum ersten Mal sah. Mongia Souiadi stammte aus Tunesien und hatte in ihrer Heimat davon gehört, dass in Deutschland junge Mädchen für gut bezahlte Arbeit gesucht würden. Nachdem sie mit Mühe von ihrem Vater die Erlaubnis erhalten hatte, wagte sie das Abenteuer und ging nach München, wo sie bei Siemens eine Beschäftigung fand in der Abteilung, die Speicherkerne produzierte.

Aus Manfred Müller und Mongia Souiadi wurde nach einigen Monaten ein Paar. Die beiden wollten heiraten, aber in Tunesien war die Eheschließung vor einem deutschen Standesamt nicht gültig und auch eine interkulturelle Trauung war nicht möglich. Manfred entschied sich, vom Katholizismus zum Islam zu konvertieren. Vier Jahre später heirateten Manfred und Mongia dann gleich zweimal: standesamtlich in München und nach islamischem Ritus in Tunesien. Zur Hochzeit in München kamen auch Manfreds Kollegen von der Polizei – und bildeten in voller Uniform eine Ehrengarde vor dem Standesamt.

Mongia gehörte zu den Millionen „Gastarbeitern“, die im Ausland angeworben wurden, um den Arbeitskräftebedarf in der boomenden Bundesrepublik zu decken. Das erste Anwerbeabkommen wurde 1955 mit Italien geschlossen, das letzte 1968 mit Jugoslawien. Zum Zeitpunkt des Anwerbestopps 1973 lebten etwa vier Millionen ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Bundesrepublik, etwa ein Drittel von ihnen kam aus der Türkei. Die damals gebräuchliche Bezeichnung „Gastarbeiter“ drückte die Vorstellung aus, dass die Arbeitskräfte eines Tages in ihre Heimatländer zurückkehren würden – Strategien für eine Integration der hier lebenden Ausländer gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Heute leben die Müllers mit ihrer Familie die Hälfte des Jahres in der Nähe von München und die andere Hälfte in Tunesien. Von Manfreds einschneidender Entscheidung zeugt die Konversionsurkunde, die er nach der Aufnahmeprüfung vom Mufti erhalten hatte. Nun hat er das eindrucksvolle Dokument dem Museum der Bayerischen Geschichte übereignet.

Quellen/Literatur:
Zeitzeigeninterview Haus der Bayerischen Geschichte