Regensburg, 2.6.2024. Der graue Himmel, die zeitweilig ergiebigen Regengüsse und der steigende Pegel der Donau vor den Museumstüren konnten die Feier- und Informationslaune nicht trüben: über 11.000 Besucherinnen und Besucher waren Samstag und Sonntag zu den vielfältigen Programmangeboten im Rahmen des Fests der Demokratie ins Haus der Bayerischen Geschichte nach Regensburg gekommen. Auch am Freitag herrschte schon reger Besuch: Über 2.000 Interessierte nahmen die kostenfreien Führungsangebote in der Dauerausstellung des Museums und in der Bayernausstellung „Ois anders: Großbaustellen in Bayern 1945-2020“ wahr.
Auftakt am Samstag mit Premiere
Das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg ist seit Samstag in Besitz eines eigenen Musemsballons! Der Wettergott hatte ein Einsehen: pünktlich um 11.30 Uhr Regenpause – und der Ballon konnte im Beisein von Bayerns Sozial- und Jugendministerin Ulrike Scharf und Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, seine Premierenfahrt aus dem Herzen des Gebäudes der Bavariathek heraus in den Regensburger Himmel aufnehmen. Der Ballon ist zentraler Bestandteil der Kunstinstallation „Up!“ der Münchner Künstlerin Katharina Gaenssler, die damit im Januar 2024 den Wettbewerb „Kunst am Bau“ gewonnen hat. Er ist im Innenhof der Bavariathek verankert und wird künftig zu besonderen Anlässen seine Fahrt aufnehmen und senkrecht in die Luft steigen, wie nun zum ersten Mal anlässlich des Fests der Demokratie. Im Laufe des Wochenendes konnte er immerhin acht Mal seinen Aufstieg vornehmen. An Bord sind Kameras, deren Bildmaterial von Gaenssler zu einer wandfüllenden Collage verarbeitet werden.
Nachempfunden ist die Ballonhülle dem berühmten Fluchtballon aus Naila, mit dem die Familien Wetzel und Strelzyk 1979 über die innerdeutsche Grenze in die Freiheit geflohen waren. Die Geschichte der spektakulären Flucht wird in der Dauerausstellung des Museums „Wie Bayern Freistaat wurde und was ihn besonders macht“ prominent gezeigt. Günter Wetzel war als Zeitzeuge bei der Premierenfahrt in Regensburg persönlich anwesend und zeigte sich stolz, dass der Fluchtballon als Vorlage für das Kunstwerk dient. Bewegende Geschichte und künstlerische Inspiration – Gaenssler fasste sie bei der Jungfernfahrt zusammen: „Sie, lieber Herr Wetzel, haben mit diesem Ballon mit einer dramatischen Lebenssituation und einer lebensbedrohlichen Entscheidung ein buntes Bild geschaffen, das wir jetzt als Symbol für die Freiheit über dem Museums stehen lassen dürfen. Geflohen und geflüchtet wurde immer in Richtung der Demokratie. Wir können sie nicht wertgenug schätzen.“
Demokratische Ausdauer und Beharrlichkeit für Wackersdorf: 10 Jahre Widerstand gegen die WAA
„Hans Schuierer ist ein Vorbild für eine lebendige Demokratie“, so die Schülerinnen und Schüler des Donaugymnasiums Kelheim in ihrem Fazit am Ende ihrer Filmdokumentation „Friedliche Proteste in Wackersdorf“. Mit Hans Schuierer war anlässlich der Filmpräsentation ein weiterer beeindruckender Zeitzeuge zum Fest der Demokratie gekommen. Der ehemalige Landrat des Landkreises Schwandorf (von 1972 bis 1996) wurde überregional bekannt durch seine Weigerung, für die Errichtung der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf (WAA) 1985 eine Genehmigung zu erteilen. Vom Befürworter zum Gegner der Wiederaufarbeitungsanlage – er stand interessierten Besucherinnen und Besuchern Rede und Antwort über seine markanten Erfahrungen als beharrlicher Politiker und aufrechter Widerständler. Wichtig ist ihm, dass die Geschichte jener Zeit von 1979 bis 1989 weitererzählt wird. „Ich freue mich, dass wir das zusammen mit dem Haus der Bayerischen Geschichte aufrechterhalten können. Nach 40 Jahren ist es leider ruhig geworden um das Thema, die jüngeren Generationen haben kein Wissen mehr darüber. Wenn wir aber Gelegenheit haben, sie in Schulen zu erzählen, ist das Interesse immer sehr groß.“
Live-Musik, Clubparty und Spektakel bei Rodscha und Tom
Neben Zeitzeugenberichten, Demokratie-Workshops und Führungen durch die Ausstellungsangebote des Hauses der Bayerischen Geschichte bot das Fest der Demokratie auch jede Menge Gelegenheit zum Feiern und Abtanzen: Ob bei Live-Musik mit zum Beispiel Pale Boy Tanning, June Calls, Latinophonia oder der inzwischen legendären Clubnacht am Samstagabend im Foyer des Museums: Stimmung und Sound für alle Altersgruppen. Insbesondere die Jüngsten zeigten sich wieder besonders feierfreudig: ihnen heizte das TV-bekannte Duo Rodscha und Tom am Sonntag im Donausaal zwei Mal kräftig ein.
Veranstalter und Förderer
Das Fest der Demokratie war eine Gemeinschaftsveranstaltung des Hauses der Bayerischen Geschichte mit dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und gefördert durch die Sparkasse Regensburg. Sämtliche Programm- und Ausstellungsangebote standen den Besucherinnen und Besuchern an den Tagen 31. Mai bis 2. Juni 2024 kostenfrei zur Verfügung.