22. März 2024 bis 2. Februar 2025
im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 9 - 18 Uhr | Montag geschlossen
Unser Plakatmotiv zeigt das Treffen der deutschen Bundesfürsten in Kelheim zum 100-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig 1913. Selbst Kaiser Wilhelm II. war anwesend. Unübersehbar außerdem: der bedrohliche Militarismus. Deshalb lassen wir die Fürstenschar ins Feuer marschieren. Trotzdem – kaum einer der Fürsten ahnte, dass ein Jahr später Krieg herrschen würde. Dieser Weltenbrand änderte alles.
Wir haben in den letzten Jahren vieles dazu gesammelt und können jetzt die besondere Rolle Bayerns im Ersten Weltkrieg besser beleuchten. Es wird die Rede sein von bayerischen Kriegszielen, der bayerischen Luftwaffe, vom Sterben der Soldaten und der Not der Zivilbevölkerung, von versäumten Friedensinitiativen, aber auch von einer Liebesgeschichte mitten im Krieg.
Das Haus der Bayerischen Geschichte präsentiert die Ausstellung „Weltenbrand. Bayern im Ersten Weltkrieg“ als Intervention innerhalb seiner Dauerausstellung. Erstmals werden zahlreiche Objektneuerwerbungen aus dieser Zeit gezeigt.
Die Ausstellung beleuchtet die Rolle des Hauses Wittelsbach im Ersten Weltkrieg, erzählt von erschütternden Soldatenschicksalen und zeigt, wie der Krieg erstmals auch aus der Luft geführt wird. Die Militarisierung erreicht in dieser Zeit auch die Kinderzimmer. Doch trotz Propaganda und Durchhalteparolen beginnt mit Fortdauer des Krieges die beschworene Heimatfront zu bröckeln. Revolution liegt in der Luft.
Die Ordensspange des kaiserlichen Kammerdieners zeigt das schwierige Verhältnis Bayerns und Preußens im deutschen Kaiserreich und den fehlenden Einfluss der Wittelsbacher in der Reichshauptstadt Berlin. Auf ihr sind Verleihungsorden aller größeren deutschen Bundesstaaten vereint, außer des nach Preußen zweitgrößten Bundesstaats Bayern.
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Der Vergleich zweier Spielkartenblätter zeigt: Das Ansehen Kaiser Wilhelm II. beginnt bereits vor Kriegsende zu schwinden. Sein Abbild als Eichel-König (links) wird im Mai 1918 gegen Prinz Leopold von Bayern (rechts) ausgetauscht. Leopold war 1917/18 als Oberbefehlshaber an der Ostfront an den Waffenstillstandsverhandlungen mit Russland beteiligt.
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Die 1912 neu begründete Königlich Bayerische Fliegertruppe zählt im Ersten Weltkrieg rund 3.000 Piloten. Sie kommen vor allem an der Westfront zum Einsatz. Wer sich ins Cockpit traut, braucht Mut und eine wind- und wetterfeste Sonderbekleidung. Die Flieger gehen hohe Risiken ein. Viele verunglücken bereits bei Testflügen in der Heimat oder werden an der Front abgeschossen.
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Die Hengersbergerin Erna Müller verliebt sich als junge Frau in den feschen Wilhelm Miltner. Als Flugzeugführer der „Bayerischen Schutzstaffel 24“ an der Westfront eingesetzt, wird er 1917 in Frankreich abgeschossen. Erna Müller, die davon per Post erfährt, hält ihm auch über den Tod hinaus die Treue.
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Im Weltkrieg erreichen Kriegspropaganda und die Militarisierung der Gesellschaft auch die Kinderzimmer. Als Kinderspielzeug finden sogar Maschinengewehre Verbreitung. Die Kleinsten sollen schon früh an Kampf und Krieg gewöhnt werden – dass ein einziger Schuss mit einem echten Gewehr einen Soldaten töten kann, bleibt dabei ganz bewusst noch außer Acht.
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1918 führen Kriegsmüdigkeit und wirtschaftliche Not zur Revolution. Mit dem Ende der Wittelsbacher-Monarchie in Bayern endet auch die Geschichte der königlich bayerischen Leibwache der Hartschiere. Ihre Uniformen werden nach der Revolution verkauft und landen in Privatsammlungen oder in Theaterbeständen. Da es in der Nachkriegszeit an allem fehlt, werden die reichen Silberverzierungen abgenommen und weiterverwertet.
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Im Ersten Weltkrieg ist die der Zensur unterworfene Presse das wichtigste Informations- und Propagandamittel. Über Zeitungen und Zeitschriften werden vermeintliche Kriegserfolge und Kriegshelden gefeiert, der Frontalltag verharmlost, Durchhalteparolen ausgegeben und der angebliche Heldentod tausender junger Soldaten verherrlicht.
Im Grafik-Kabinett zur Ausstellung gibt Autor und Sammler Jean Louis Schlim anhand seiner Sammlung Einblicke in die Presseberichterstattung aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.
Um die Schrecken der industrialisierten Kriegsführung mit unzähligen Toten zu verharmlosen, pflegt die deutsche Presse den Mythos einer ritterlichen, im Sinne von „fairen“ Kriegsführung. Ein Meldereiter wird in dieser berühmten Aufnahme als moderner Ritter mit Pferd, Lanze und Helm inszeniert.
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Werfen Sie einen Blick in unsere Kabinettausstellung mit dem folgenden Beitrag von Sat.1 Bayern. Mit Kommentaren von Direktor Dr. Richard Loibl, Sammler Jean Louis Schlim und Projektleiter Marc Spohr.
Im Kampf der Großmächte um die Aufteilung der Welt beansprucht das Deutsche Reich ab den 1880er-Jahren seinen eigenen „Platz an der Sonne“. Billige Rohstoffe und exotische Kolonialwaren gelangen aus den „Schutzgebieten“ nach Deutschland und Bayern, während die einheimische Bevölkerung ihrer Lebensgrundlagen beraubt und in Abhängigkeiten von den Kolonialherren gezwungen wird.
Der Film von Dr. Michael Bauer spürt der deutschen Kolonialgeschichte am Beispiel „Deutsch-Südwestafrikas“ (heute Namibia) aus bayerischer Perspektive nach. Er erzählt von fränkischen Kamelreitern, der Gier nach Rohstoffen und dem unter Beteiligung bayerischer Soldaten blutig niedergeschlagenen Widerstand der Herero und Nama. Die deutsche und damit auch bayerische Kolonialgeschichte endet im Ersten Weltkrieg.