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Charakterköpfe im Wirtshaus

Als in den Wirtshäusern noch täglich mehrere Stammtische zusammenkamen, waren besondere Gäste unter ihren Spitznamen stadtbekannt. Viele von ihnen waren aber Außenseiter, die an der Armutsgrenze lebten. Sie mussten sich mit Gelegenheitsgeschäften beim Wirt über Wasser halten.

 

Der „Kapperich“

Der Mützenmacher Johannes Julius Ernst Weidenbörner war aus dem Aschaffenburger Wirtshausleben nicht wegzudenken. Der begnadete Unterhalter trug lieber aus dem Stegreif Goethe oder Opernarien im Wirtshaus vor, als Kappen herzustellen. Selbst wichtige Aufträge erledigte der „Kapperich“ erst in letzter Minute. Bis zu seinem Tod 1951 lautete sein Lebensmotto: „Ich möchte so lange leben, wie Bier gebraut wird.“

Der „Gurgelfritz“

„Wenn der Teufel neben jede Kirche ein Wirtshaus baut, dann war er in Weißenhorn besonders fleißig“, schrieb ein Lokalhistoriker. Die Mitglieder des Gesangsvereins „Liederkranz“ waren daher bei mehreren Wirten Stammgäste. Fritz Weissenhorner, besser bekannt als „Gurgelfritz“, fiel durch seinen übergroßen Adamsapfel in den Stuben besonders auf. Bei hitzigen Diskussionen soll dieser pro Sekunde 25 Mal vom Hemdkragen zum Kinn hin- und hergesprungen sein.

Der „Wusti“

Der „Wusti“ verkaufte um 1900 in den Gassen und Schankwirtschaften Regensburgs seine Brezen und Würste aus dem Weidenkorb an die hungrige Kundschaft. Vor allem zu den Damen war er immer besonders höflich und grüßte stets mit einer tiefen Verbeugung. Zusätzlich pries er seine Ware lauthals an. Leider konnte er das Wort „Wurst“ nicht richtig aussprechen, was ihm seinen Spitznamen einbrachte.

Weitere Wirtshaus-Originale aus ganz Bayern können Sie in der Bayernausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ zwischen dem 30. April und dem 11. Dezember 2022 entdecken.