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Die Ausstellung

Das vielbeklagte „Wirtshaussterben“ ist spätestens seit März 2020 endgültig in aller Munde: Die pandemiebedingte Schließung des Lieblingswirtshauses, des Ausflugsbiergartens oder des liebgewonnenen Stehausschanks machte schnell klar, wie viel die Wirtshauskultur zur bayerischen Lebensqualität beiträgt!

 

Die Entwicklung ist nicht neu: Seit Ende der 1960er Jahre geht die Zahl der Wirtshäuser in Bayern zurück. Die zentrale Inszenierung der Ausstellung, die „Explosion“ eines Wirtshauses, verdeutlicht dies besonders eindrucksvoll. Das Flaschenbier im Getränkemarkt, die Bewirtung im Vereinsheim, die wachsenden bürokratischen Vorschriften, die Konkurrenz von Systemgastronomie und Schnellimbissen und vieles andere belasteten die Wirtinnen und Wirte zunehmend. Freilich haben es auch viele Gastronomen verschlafen, traditionsbewusst mit der Zeit zu gehen. Zerreißt es das bayerische Wirtshaus bald endgültig?

Heute feilen viele Wirte mit Kreativität, Energie und Leidenschaft an ihrer „Marke“: mit haustypischen Spezialitäten, einer angeschlossenen Mode-Boutique, eigenem Bier und vielen weiteren Ideen stechen sie aus der Menge heraus. Diese zukunftsfähigen Rezepte machen Lust auf eine Erneuerung des Wirtshauslebens im Freistaat. Ob sie gelingt, liegt auch an Ihnen als Gästen: Entscheiden Sie sich  für ein bayerisches Wirtshaus?

Gemütlichkeit, Wirtshausleut‘ und die Hauptsachen

Namhafte Architekten wie die Münchner Emanuel und Gabriel von Seidl prägten im 19. Jahrhundert die bayerische Wirtshausgemütlichkeit, wie wir sie kennen. Gekonnt kombinierten sie den neuesten Stand der Technik mit dem „Heimatstil“: Typisch sind Holzvertäfelungen, Dielenböden, Kachelöfen, Geweihe, Wandmalereien oder Herzerlstühle. Gleichzeitig erfreuten sich Bierkeller und -gärten großer Beliebtheit. Seit der Zeit um 1900 zogen riesige Bierpaläste und Festzelte die Massen an.

Bayerische Brauer nutzten die Wirtshauskultur als „Erlebnisgastronomie“, um ihr Bier international zu vermarkten, besonders auf den Weltausstellungen. Vielerorts konnten sie danach neue Wirtshäuser eröffnen.

 

Ohne die harte und vielfältige Arbeit unzähliger Kellnerinnen und Wirte wären all diese Erfolge kaum möglich gewesen. Und sogar manches Wirtshausoriginal – wie der Regensburger „Schmalzlerfranzl“ – brachte es zu Weltruhm.

Eine Hauptsache für die Gäste war natürlich das Essen und Trinken – es lockten die fleischlastige Küche, das Bier, der Frankenwein oder auch bayerische Limonaden. Fast noch wichtiger war für viele aber die Geselligkeit beim Wirt: Musik und Tanz, Kartenspiel und Kegeln, später auch Fernseher und Flipper sorgten für Unterhaltung und volle Stuben.

 

Am Stammtisch ging es oft hoch her: Nicht nur beim Fachsimpeln über Vereinsangelegenheiten, sondern vor allem wenn es politisch wurde. Die Münchner Bierpaläste boten für Veranstaltungen ein riesiges Forum – das nutzten die Nationalsozialisten für ihren Aufstieg. In den 1920er und beginnenden 30er Jahren flogen bei „Saalschlachten“ Fäuste, Bierkrüge und Stuhlbeine. Beim heutigen Politischen Aschermittwoch sind es zum Glück nur scharfe Worte, die man der Konkurrenz entgegenschleudert. Am Nockherberg werden in Fastenpredigt und Singspiel jährlich die Politikgrößen schonungslos „dableckt“. Am meisten ärgert sich, wer nicht in der Rede vorkommt!