Um 1900 schossen die Bierpaläste in München wie Pilze aus dem Boden. Um mit der Konkurrenz mithalten zu können, beauftragte die Spatenbrauerei den renommierten Architekten Gabriel von Seidl 1898 mit einem zeitgemäßen Neubau des Spatenkellers an der Bayerstraße.
Seidls Entwurf, der nie gebaut wurde, beinhaltete den größten Saal Münchens: Die Grundfläche war mit knapp über 1.500 m² zwar etwas kleiner als die des Saals im Münchner-Kindl-Keller an der Rosenheimer Straße. Durch eine 650 m² große Galerie im ersten Stock hätte der Saal des Spatenkellers aber noch einmal wesentlich mehr Platz für zusätzliche Gäste geboten. Seidls Bau wäre ein neuer Höhepunkt der Bierpalast-Architektur gewesen.
Die Baugenehmigung für Gabriel von Seidls Entwürfe wurde 1903 erteilt. Das Münchner Stadtarchiv verwahrt die Pläne noch heute. Vermutlich als Folge der Wirtschaftskrise zwischen 1900 und 1902 wurde das Großprojekt aber nie realisiert.
Im Rahmen einer Abschlussarbeit bei Prof. Dr.-Ing. Gerd Maurer an der Technischen Hochschule Deggendorf konstruierte Sven Rosenberger den Bau anhand der Original-Pläne am Computer. So wird Seidls Vision nach 120 Jahren erstmals lebendig.
Animation zum Spatenkeller, © Technische Hochschule Deggendorf (Prof. Dr.-Ing. Gerd Maurer, Sven Rosenberger)
Ein eindrucksvolles Architekturmodell des Spatenkellers, aus Seidls historischen Originalplänen erstellt und 3D-gedruckt an der Technischen Hochschule Deggendorf / Technologiecampus Cham unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Aumer, können Sie in der Bayernausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ zwischen dem 30. April 2022 und dem 11. Dezember 2022 bewundern.